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Epsis


“Dafür, dass die Richterin der Toten unfehlbar und unbezweifelbar gerecht sein soll, ist sie doch recht launisch und eigensinnig.“
- Zugeschrieben dem zwergischen Priester Luggwosch

Aus den Lehren der Epsis:
„Auch du wirst eines Tages sterbe müssen, und das ist gut und recht. Dann wirst du vor den Thron der Königin Epsis kommen, und sie wird ihr Urteil fällen über dein Leben und dir deinen Platz im Jenseits zuweisen. Über deine Taten wird die Königin Epsis richten und über deine Absichten, denn sie kennt beide. Ihr Urteil ist unfehlbar und gerecht, und niemals lässt sie sich beirren durch Flehen oder Drohen oder durch Einfluss oder Blutsbande. Der mächtigste Fürst kann nicht mehr Gnade erhoffen denn der ärmste Bettler, und ein jeder muss sich verantworten für all sein Tun und Streben.
Du magst fragen, wie die Königin Epsis deine Taten kennen könne, da sie doch im Jenseits haust, und du magst vielleicht hoffen, dass sie deine Sünden nicht kenne. Dies aber wäre eine vergebliche Hoffnung. Die Manen und andere dienstbare Geister berichten der Königin Epsis von deinen Taten während des Tages, und sie kennt alles, was eine Katze kennt. Der grosse Mond ist der Königin Epsis ein Fenster, und sie vermag alles zu sehen, worauf sein Licht fallen mag. So ist die Königin Epsis wohl unterrichtet von deinem Tun.
Du magst aber auch fragen, wie die Königin Epsis deine Absichten kennen könne, und du magst Hoffen, dass sie nicht Bescheid wisse über dein geheimes Herz. Wiederum aber wäre dies eine vergebliche Hoffnung. Die Königin Epsis kann in deine Träume schauen, denn sie ist des Fürsten Aro liebe Schwester, und sie kann darin deine Wünsche sehen. So ist die Herrin wohl unterrichtet von deinem Streben. Doch wird sie dir kein böses Verlangen anrechnen, solange du nicht danach handelst, denn dies wäre nicht gerecht.
So sei dir denn gewiss, dass die Königin Epsis ein gerechtes Urteil fällen wird über deine Zeit im Diesseits. Und wenn deine Taten schlecht waren und dein Leben böse, dann wird sie dir eine schlimme Strafe zuweisen, und du magst auf ewig grosse Qualen ertragen müssen. Wenn dein Taten aber recht waren und dein Leben göttergefällig, dann sollst du einen Platz in einem Frohen Reiche erhalten, und die Königin Epsis wird sich mit dir freuen. Denn auch wenn sie streng sein muss in ihrem Urteil, so liebt die Königin Epsis die Sterblichen doch wie eine Mutter, und ein jedes strafende Urteil erfüllt sie mit grosser Trauer.“

Erlass der Matriarchin Ruende im Jahre 156:
„Es ist die Wahrheit, dass die Königin Epsis aus freiem Willen im Jenseits weilet, und sie, die da Gegenteiliges verkündet, sei gezeichnet als Ketzerin und gezeichnet als Häretikerin und gezeichnet als Lügnerin vor der Königin Epsis und Ihrer Kirche und allen Menschen, und sie sei verstossen aus unserer Mitte und verbannt aus unseren Landen. Und wenn sie dennoch verweilet in unserer Mitte und unseren Landen, so soll sie gefasst und dem Tode zugeführt werden, auf dass die Königin Epsis selbst über sie richten möge. Dies ist der Wille der Königin Epsis, wie er ihren Dienerinnen enthüllt ward.“


Epsis ist die Göttin des grösseren Mondes, der weiblichen Fruchtbarkeit und des Seins nach dem Tod. Sie ist die Königin des Jenseits, die Richterin der Toten, die Hüterin der Seelen, die Garantin der Gerechtigkeit. Sie ist Unfehlbar und herrscht über die Götter des Jenseits, Ihre Macht ist gross und ihre Klugheit unübertroffen. Sie ist die Gattin Morenus und die Schwester Aros und eine der drei zentralen Gottheiten des Tritheons.

Von Anbeginn an war Epsis bestimmt, über die Verstorbenen zu herrschen, doch musste sie diesen Anspruch erst durchsetzen wider allerlei Konkurrenten, vor allem die Götter von Orokul. Durch List und Geduld und Klugheit konnte sie endlich ihren rechtmässigen Platz einnehmen. Seither garantiert sie den Schutz des Jenseits ebenso wie die Gerechtigkeit für alle Seelen.

Epsis liebt die Sterblichen und ihr Leben und schenkt Frauen Fruchtbarkeit, doch sie steht auch an des Lebens Ende, um darüber zu richten, wie ein jeder Mensch das Geschenk des Lebens nutzte. Sie ist streng wenn nötig, doch trauert sie ob jedem strafendenen Richtspruch und dem vergeudeten Leben, welches ihm vorausging.

Unbeirrbar ist Epsis in ihrem Urteil über ein Leben, und stets wägt sie Tugend und Sünde gerecht ab. Sie ist aufmerksam, scharfsinnig und weitsichtig; sie vermag nicht die Zukunft zu sehen, doch sie erkennt die Gegenwart genau und plant klug voraus. Doch auch eigensinnig kann sie sein und leichtfertig, wenn ihre Leidenschaften geweckt werden, und ungerecht in persönlichen Angelegenheit. Sie war ihrem Gatten oft untreu, doch würde sie ihm niemals abtrünnig werden.

Des Nachts schaut Epsis vom Mond herab ins Diesseits und beobachtet das Geschehen im Dunkeln; ihr Blick alleine vermag allerlei bösen Zauber zu bannen. Sie kann auch in die Träume der Sterblichen blicken und dort ihre geheimsten Wünsche erkennen. Und wie der Zyklus der Frauen wandelt sich auch der Mond regelmässig, und wie der Frauen Fruchtbarkeit schwindet der Mond und nimmt zu. Mit dem Mond verändert sich auch der Königin Epsis Macht im Diesseits, und mancherlei Unheil kann geschehen bei Leermond.
Epsis wird dargestellt als schöne Frau mit silbernen Haaren; manchmal auf ihrem Thron sitzend, manchmal stehend. In den Abbildungen ist sie oft schwanger, und gelegentlich hat sie den Kopf einer Katze. Sie trägt stets die Krone der Unverhüllten Wahrheit und führt das Schwert Ungebill mit sich sowie das Buch der 77 Geheimnisse von Vertacra.

Das heilige Tier der Epsis ist die Katze, und damit ein Tempel ihr geweiht sein kann, muss mindestens eine Tempelkatze darin leben.

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Vor dem Thron der Epsis



Der Kult der Königin Epsis


Überall in Valerien und im Grenzgürtel, wo sich Menschen niedergelassen haben, findet sich auch die Verehrung der Königin Epsis. Ihr Kirche ist hierarchisch strukturiert; die Priesterinnen schulden ihren Vorgesetzten Gehorsam in allen Glaubensfragen, nicht aber in weltlichen Dingen. Allerdings kann jedes Urteil einer Kirchenhohen für ungültig erklärt werden von sieben ihr direkt untergeordneten Priesterinnen. An der Spitze der Kirche steht die Matriarchin, die dieses Amt auf Lebenszeit einnimmt. Nach dem Tod einer Matriarchin findet das Ritual der Silbernen Frage statt, in welchem Epsis selbst ihren Willen kundtut und die nächste Matriarchin bestimmt – oftmals eine Laie, und fast immer eine grosse Überraschung. In der zweithöchsten Stufe der Hierarchie stehen die 11 Dictae, welche einem grossen Gebiet vorstehen, unter den Dictae die Tempelmütter, welche einen grossen Tempel oder eine Region führen, und unter jenen schliesslich die einfachen Priesterinnen. Es gibt allerdings noch eine Reihe weiterer Titel innerhalb der Kirche, welche Zuständigkeit für bestimmte Aufgaben anzeigen, etwa Curatorin für die Verwalterin eines Tempelschatzes oder Scripta für eine Bewahrerin der Lehre. Das Priesteramt der Epsis ist Frauen vorbehalten, und jede Priesterin muss eine theologische Schule besucht haben. Alle Dictae und natürlich die Matriarchin sind Primarchinnen, was ihnen die grösste Anzahl an Primarchen unter allen Kirchen sichert.

In Elfentorbefindet sich seit wenigen Jahren der Sitz der Dicta Angenta, welche dem ganzen Grenzgürtel vorsteht. Der Aufbau der Hierarchie in diesem Gebiet ist stark verschieden von jenem in Valerien: Hier steht eine Tempelmutter einer weit grösseren Anzahl an Priesterinnen vor als im Kernland des Imperiums, was dazu führt, dass die Priesterinnen des Grenzgürtels grössere Unabhängigkeit besitzen.

Die Lehre der Epsis umfasst Sagen aus allen Regionen und wird aktiv gepflegt von den Scriptae, den Scholarinnen der Kirche. Eine neue Sage über Epsis oder ihre Heiligen kann nur in die Lehre aufgenommen werden, wenn sich 7 Scriptae damit einverstanden erklären. Deshalb ist die Lehre der Epsis sehr einheitlich. Auch die rituellen Handlungen und Feiertage der Königin Epsis werden von der Lehre geregelt. Wo die Kirchenhierarchie nicht sehr stark ist, im Grenzgürtel etwa, wird die Einhaltung der Lehre allerdings nicht strikt überwacht, und viele Priesterinnen weichen im ein oder anderen Punkt davon ab.

Jede Priesterin der Epsis ist in den Grundlagen der Heilkunde ausgebildet, und selbst die Dictae sind verpflichtet, als Hebamme jeder Gebärenden beizustehen, welche ihre Hilfe ersucht. Auch von der Rechtsprechung muss jede Priesterin zumindest ein Bisschen verstehen, und viele Arme und Ungebildete wenden sich an die Dienerinnen der Königin Epsis, wenn sie vor Gericht bestellt werden. Allerlei Wunder werden berichtet von den Dienerinnen der Epsis, etwa das Bannen von weiblicher Unfruchtbarkeit oder das Aufdecken gut verborgener Geheimnisse. Das Auftreten der Priesterinnen ist meist sehr freundlich und hilfsbereit, doch neigen viele auch zu Launenhaftigkeit.

Die Messen der Königin Epsis finden stets bei Nacht statt. Ihr Ablauf und ihre Dauer variiert mit dem Zyklus des Mondes; die Lehre der Epsis bestimmt, welches das angemessene Ritual bei jeder Mondphase und Jahreszeit ist. Bei einer Sonnenfinsternis wird das Ritual der Vereinigung abgehalten, welches die Zusammenkunft der Königin Epsis mit ihrem Gatten zelebriert. Dies ist auch ein beliebter Zeitpunkt für Trauungen, da zu einer Sonnenfinsternis geschlossene Ehen unter dem besonderen Schutz des himmlischen Paares stehen sollen. Viele junge Liebenden eilen zu solchen Zeiten in den Tempel der Epsis, und die Zeit nach einer Sonnenfinsternis wird deshalb oft das Grosse Erklären genannt.

Es heisst, am Anfang und am Ende stehe die Königin Epsis, und es verwundert daher nicht, dass die wichtigsten unregelmässig abgehaltenen Rituale ihres Kultes sich um Empfängnis, Geburt und Tod drehen. Wird ein eben Verstorbener innerhalb von 7 Minuten von einer Epsispriesterin gesegnet, so soll ihm dies den Weg vor der Königin Epsis' Thron erleichtern. Eine Ehe, welche vor einer Epsispriesterin geschlossen wird, gilt als besonders kinderreich. In vielen Gegenden durchlaufen heranwachsende Mädchen das Ritual des Ersten Mondblutes, welches ihnen Gesundheit, Fruchtbarkeit und Weisheit schenken soll. Den Ablauf dieses Ritual darf kein Mann kennen.

Vor einem Leermond weihen Priesterinnen der Epsis auch Mondlinge.

Dienerinnen der Königin Epsis sind leicht zu erkennen an ihrer Kleidung: Sie ist stets von dunkelblauer oder schwarzer Farbe und über Brust oder Bauch mit einem silbernen Mond verziert, wobei die Mondphase variiert. Von diesen Merkmalen abgesehen, können sich die Gewänder stark unterscheiden: Manche sind aus leichtem Stoff und ohne Ärmel, gut geeignet für den Sommer, andere sind schwere Roben, welche auch im Winter wärmen. Manche sind schlicht und weisen ausser dem Mond keinen weiteren Schmuck auf, andere sind reich bestickt und aus edlen Stoffen gefertigt.

Splittersekten


Trotz – oder eher: wegen – der Einheitlichkeit von Organisation und Lehre der Kirche gibt es einige Splittergruppen, die oftmals radikale und abweichende Positionen vertreten. Sie werden von der Kirche nicht toleriert und oft aktiv verfolgt. Hier wollen wir einen Blick auf zwei dieser Splittergruppen werfen:

Die Töchter des Gefesselten Mondes

Diese fanatische Sekte glaubt, dass die Königin Epsis nicht freiwillig im Jenseits weilt, sondern dorthin verbannt wurde von Morenu. Sie berufen sich darauf, dass eine Göttin der Fruchtbarkeit nichts unter Toten verloren hat, und suchen einen Weg, Epsis zu befreien. Als wichtigen Schritt dorthin scheinen sie die Zerschlagung der Kirche Morenus zu sehen; diesem Ziel arbeiten sie sowohl versteckt zu, indem sie das Volk wider die Morenukirche aufwiegelt, als auch offen: Die Töchter sind berüchtigt für Anschläge auf Tempel und Priester Morenus gleichermassen, und sie scheuen selbst vor Brandstiftung und Mord nicht zurück.
Die Kirche der Epsis verfolgt diesen Kult mit aller Härte; selbst der leiseste Verdacht seiner Anwesenheit zieht das Interesse der Dictae auf sich, und oft wird die Inquisition eingeschaltet. Viele der Töchter des Gefesselten Mondes sind deshalb in den Grenzgürtel geflüchtet und führen hier ihren Terror weiter.

Die Dienerinnen der Wahren Herrin

Diese geheime Kult ist schwer fassbar, und nur wenig ist über ihn bekannt. Glaubt man den Gerüchten, dann sollen die Dienerinnen der Wahren Herrin glauben, dass Epsis in Wahrheit auch über das Diesseits herrsche und Morenu nur ihre Marionette sei. Dementsprechend soll der Kult nach versteckter Herrschaft über das Imperium streben und subtilen Einfluss auf seine vermeintlichen Führer ausüben. Das Ziel der Dienerinnen dabei ist nicht bekannt, doch mag es ihnen um Macht um ihrer selbst willen gehen. Untersuchungen der Kirche zu diesem Kult sind bisher stets im Sand verlaufen; man mag munkeln höre, die liege daran, dass ihm viele mächtige Frauen und auch Dictae angehörten.

epsis.txt · Zuletzt geändert: 2018/07/29 18:17 von 127.0.0.1