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Titanen
Aus den Sagen des Tritheons:
“Es erhoben sich am Anbeginn der Zeit in der öden Leere die Titanen, und sie machten sich die Welt untertan als erstes Geschlecht Von grosser Macht waren die Titanen, und das Werk ihrer Hände ward nur übertroffen vom Werk ihres Zorns. Sie unterwarfen Land und Meer und Himmel, und als die anderen Geschlechter in die Welt kamen, unterwarfen die Titanen auch diese. Keine Gerechtigkeit war in der Welt, denn es herrschten die Titanen mit Grausamkeit und Willkür und duldeten kein fremdes Glück. Kein Friede war in der Welt, denn es lagen die Titanen beständig im Krieg untereinander und wider die anderen Geschlechter der Schöpfung und wider die Dämonen von Ausserhalb.“
Alle Völker kennen Sagen von einer Rasse grausamer und monströser Riesen, welche als erste die bekannte Welt beherrschte, und erzählen, wie diese Tyrannen von Göttern und Helden gestürzt wurden Die Menschen nennen sie Titanen, und gemäss dem Tritheon war es Morenu, der sich das Erschlagen von Titanen zur Aufgabe macht und schliesslich mit Hilfe der übrigen Götter ihre Herrschaft beendete.
Alle Titanen waren von gewaltiger Grösse, wenn auch ihre Gestalt sonst stark variierte. Manche, wie Urgmaggog oder Gromdolkur, waren wohl von einigermassen menschlichem Äusserem, während etwa der Leviathan stets als Tiefseemonster dargestellt wird. Sie waren unsterblich und von grosser körperlicher Kraft, und einige beherrschten auch mächtige Zauberei. Ihr Wesen war durch und durch grausam und eigennützig, ihre Taten von keinerlei Moral beeinflusst. Gross waren ihr Jähzorn, ihr Stolz und ihre Kampfeslust, und deshalb standen sie nie geeint. Dies wurde ihnen letztlich auch zum Verhängnis, konnte Morenu sie doch einen um den anderen erschlagen.
Wenige Titanen nur entkamen der Verfolgung durch das Tritheon, doch diese Wenigen überdauern bis heute an Orten, an denen die Sonne sie nicht finden kann. Die bekanntesten unter ihnen sind der Leviathan, der in den lichtlosen Tiefen der Meere schläft, und Belzhax, dessen Thron am Nordpol steht: Der Herr Morenu kann ihn nicht ausmachen, denn wenn der Sonnengott vom Himmel blickt, dann spiegelt sich sein Licht im ewigen Eis und blendet ihn. Der Leviathan und Belzhax sind beide Anathema und warten auf den Tag, da sie sich erneut erheben und die Herrschaft der Titanen wiederherstellen können.
In keiner Überlieferung ist die Rede von weiblichen Titanen, wohl aber von ihren Nachkommen. Die meisten Gelehrten erklären dies damit, dass sich die Titanen mit sterblichen Frauen und weiblichen Monstern fortpflanzen können, wobei sich allerdings keiner von ihnen über physiologische Details dazu auslässt. Es gibt aber noch eine andere Theorie hierzu: Die Frauen der Titanen seien so klug gewesen wie ihre Gatten stark, und sie hätten sich vor Morenu verborgen, wo er sie nie suchen würde – unter den Göttern. Diese Idee wurde zuerst formuliert vom Historiker Lydralet Iskelnus, der damit die Iskelnische Häresie begründete, der Glaube also, dass manche Göttinnen des Tritheons in Wahrheit Titaninnen seien. Die Iskelnische Häresie wird natürlich von der Inquisition verfolgt und hatte nie viele Anhänger, taucht aber immer wieder auf, auch in gelehrten Kreisen.
Bekannte Titanen:
Leviathan
Belzhax
Pyroxos
Gromdolkur
Urgmaggog
Bolgr
Horgenhil
Titanenbrut
Als Titanenbrut bezeichnet man jene Kreaturen, die von den Titanen abstammen. Sie sind von mancherlei Gestalt, aber stets von riesigem Wuchs, wenn auch nicht so gewaltig wie ihre Ahnen. Mit ihrem titanischen Blut erben sie auch den endlosen Zorn über der Titanen Sturz und den brennenden Hass auf alle anderen Wesen, auch auf Menschen.
Gelehrte zählen ganze Arten von Monstern zur Titanenbrut, unterteilt nach Ahnherren, wenn auch bei manchen die Zuteilung heftig umstritten ist. So lehren etwa die meisten Scholaren, dass die Grollmuränen vom Leviathan abstammten, was im Grossen und Wahrhaftigen Bestiarium von Magister Adornikus von Trammerlan entschieden und mit der üblichen Polemik bestritten wird. Kein Zweifel allerdings besteht daran, dass der Leviathan tatsächlich Nachkommen hat: groteske Tiefseemonster wie vielarmige Riesenkraken und gewaltige Fische, die ganze Schiffe verschlingen können.
Von Urgmaggog stammt ein Volk von Riesen ab, die einst weit verbreitet waren über den Grenzgürtel, von Elfen, Zwergen, Menschen und auch Ogern aber stark dezimiert wurden. Es sind verwachsene, bösartige Menschenfresser von vier bis sechs Schritt Grösse und beängstigender Kraft. Ihre primitiven Dörfer finden sich noch immer auf manch unerforschter Insel und auch im unzugänglichen Innern von besiedelten, etwa auf Yumenech oder Gatruush.
Im ewigen Eis des hohen Nordens leben die Reifriesen, die Abkömmlinge Belzhax'. Sie gelten als die wohl gefährlichste Titanenbrut, brauchen aber arktische Kälte zum Überleben und werden deshalb kaum je südlich von Gatruush oder der Splittersee gesehen. Reifriesen messen sechzehn Fuss oder mehr, ihre Haut ist blass, ihr Haar weiss, silbern oder schwarz. Sie sind machtgierige Einzelgänger, und zu ihrer körperlichen Kraft kommen eine berechnende Klugheit und eine starke Veranlagung für Magie. Reifriesen kennen eine einzigartige Kunst: das Schmieden von Eis, und sie fertigen aus diesem Material Waffen und Rüstungen so gut wie aus bestem Stahl.